Metroidvania ist ein Computerspiel-Genre, dessen Name sich aus Metroid und Castlevania zusammensetzt. Charakteristisch sind dabei weitläufige, miteinander verbundene Spielwelten ohne feste Levelabfolge. Der Spieler erkundet diese Bereiche frei und schaltet im Verlauf immer neue Fähigkeiten oder Ausrüstungsgegenstände frei – etwa einen Doppelsprung, speziellen Angriff oder neue Waffen – mit denen zuvor unzugängliche Areale betreten werden. Anders als rein lineare Spiele fokussieren Metroidvanias auf Erkundung und Fortschritt: Man ist nicht von einer vorgegebenen Zielflagge geleitet, sondern definiert weitgehend selbst, in welcher Reihenfolge man die Karte erkundet und neue Orte entdeckt. Das Genre verbindet dabei typischerweise Elemente aus Jump’n’Run, Action-Adventure und Rollenspiel miteinander.
Der Urvater des Genres ist das Nintendo-Spiel Metroid (1986). In Metroid erkundet der Spieler als Samus Aran das fremde Planetenlabyrinth Zebes; der Level ist nicht linear, sondern wie ein Maze aufgebaut. Mit der Zeit erhält man neue Upgrades (z. B. Bomben, Raketen, spezielle Ausrüstung), die einen in zuvor unzugängliche Räume vordringen lassen. Super Metroid (1994) auf dem SNES verfeinerte dieses Konzept noch weiter und gilt ebenfalls als Meilenstein.
Bei Castlevania begann man erst später, Metroid-ähnliche Designideen zu übernehmen. Die frühen Castlevania-Spiele (ab 1986) waren noch strikt linear aufgebaut. Das Experiment Castlevania II: Simon’s Quest (1987) bot schon eine offene Welt im Stile von The Legend of Zelda, wurde aber damals als „schwarzes Schaf“ der Serie betrachtet. Den entscheidenden Durchbruch brachte schließlich Castlevania: Symphonie des Nachtens (1997) für die PlayStation. Dieses Spiel entfernte die Levelstruktur, integrierte RPG-Elemente wie Erfahrungspunkte und eine große Erkundungswelt und gilt heute als das definierende Metroidvania überhaupt. Erst mit Symphonie des Nachtens etablierte sich der Begriff „Metroidvania“ im Gaming-Jargon. Insgesamt legten also vor allem Metroid (1986) und Castlevania: Symphonie des Nachtens (1997) das Fundament für das Genre.
Heute erlebt das Metroidvania-Genre eine Renaissance, vor allem in der Indie-Szene. Viele aktuelle Spiele greifen das klassische Prinzip auf und variieren es kreativ. Sie setzen auf ausgefeilte 2D- oder 2.5D-Grafik und eigenständige Stile: Guacamelee! (2013) kombiniert zum Beispiel einen mexikanisch inspirierten Comic-Look mit akrobatischen Kämpfen. Auch AAA-Titel integrieren Metroidvania-Elemente – etwa Batman: Arkham Asylum (2009) mit seinem großen Areal und neuen Gadgets, um zuvor unerreichbare Räume zu öffnen. Bekannte moderne Beispiele sind unter anderem:
Diese Liste ließe sich beliebig verlängern: Zahlreiche weitere Titel wie Axiom Verge, Dead Cells oder SteamWorld Dig setzen ebenfalls auf nicht-lineare Erkundung und Fähigkeitenfortschritt. Moderne Metroidvanias zeichnen sich insgesamt oft durch abwechslungsreiche Grafikstile (von retro-pixelig bis handgezeichnet) und innovative Ideen aus, bleiben aber dem Kern des Genres – Erkundung verbunden mit wachsender Spielfähigkeit – treu.
Metroidvania-Spiele üben vor allem deshalb eine große Faszination aus, weil sie Freiheit und Belohnung geschickt kombinieren. Anders als sehr lineare Spiele geben sie dem Spieler viel Eigenständigkeit: Man definiert die Reihenfolge der Erkundung selbst und entdeckt dabei immer wieder Neues – ein Gefühl, das viele Spieler anspricht. Gleichzeitig bieten sie einen klaren Fortschritt: Zu Beginn ist die Spielfigur schwach und orientierungslos, doch durch das Sammeln von Fähigkeiten und Items wächst ihre Stärke sichtbar an. Dieses Prinzip, vom hilflosen Anfänger zum mächtigen Helden zu reifen, vermittelt ein starkes Erfolgserlebnis. Am Ende einer langen Spielsession hat man sich regelrecht mit der Figur weiterentwickelt und fühlt sich „dem Abenteuer entwachsen“.
Kurz gesagt: Metroidvanias ermöglichen interaktive Geschichten voller Entdeckungen. Spieler werden beständig mit Geheimnissen belohnt und dürfen ihren eigenen Weg wählen, während sie stetig weiterkommen. Diese nicht-lineare Erzählweise – kombiniert mit actionreichen Kämpfen und clever designten Levels – schafft ein intensives Spielerlebnis. Die Mischung aus Neugierde beim Erkunden und der Genugtuung des Fortschritts macht das Genre für viele so mitreißend.