Nur wer das versteht, liebt Soulslikes wirklich

In News & Trends

Eine meisterhafte Design-Analyse der kompromisslosen Kunst des Scheiterns

„Soulslikes lehren uns nicht zu gewinnen, sondern zu verstehen.“
– Auszug aus der internen Design-Philosophie von FromSoftware (frei übersetzt)

Düstere Burgen, gewaltige Monde und bedrohliche Kulissen – Soulslike-Spiele schaffen ikonische Atmosphären, die Spieler in ihren Bann ziehen.

Soulslike-Spiele sind bekannt dafür, Spieler in gnadenlose Welten voller Gefahren zu werfen. Der Begriff leitet sich von Demon’s Souls (2009) und Dark Souls (2011) ab, den Kulttiteln des japanischen Entwicklers FromSoftware, der damit ein ganz eigenes Genre begründet hat​. Spätestens mit dem weltweiten Erfolg von Elden Ring – 2022 das weltweit zweitbestverkaufte Spiel​ – sind Soulslikes endgültig im Mainstream angekommen. Doch was macht ihre Design-Philosophie aus? Warum faszinieren diese Spiele Millionen, obwohl (oder weil) sie so schwierig sind? Dieser Premium-Artikel beleuchtet analytisch, aber mit einem Augenzwinkern, die Schlüsselprinzipien hinter dem Erfolg der Soulslikes.

“Bereite dich darauf vor, zu sterben, um schließlich zu siegen.”

Was ist ein Soulslike?

Der Begriff Soulslike bezeichnet Action-Rollenspiele, die dem Spielprinzip von Dark Souls und seinen Verwandten folgen. Dazu gehören nicht nur die offiziellen FromSoftware-Titel (Demon’s Souls, Dark Souls 1–3, Bloodborne, Sekiro, Elden Ring), sondern auch zahlreiche Nachahmer von anderen Studios. In den letzten Jahren ist das Genre explodiert – es gibt 2D-Soulslikes, Sci-Fi-Ableger, Ninja-Varianten, ja sogar ein Star Wars-Soulslike (Jedi: Fallen Order)​. Doch was haben all diese Spiele gemeinsam?

Charakteristische Merkmale eines Soulslike:

  • Hoher Schwierigkeitsgrad: Anspruchsvolle Gegner und Bosse fordern den Spieler konstant heraus.
  • Durchdachtes Kampfsystem: Meist basierend auf Ausdauer/Stamina, Timing und Positionierung statt wildem Button-Mashing.
  • Strenge Bestrafung für Tode: Beim Scheitern verliert man Ressourcen (z.B. Seelen/Erfahrungspunkte) und muss sich diese am Todesort zurückholen – schafft man es nicht, sind sie verloren.
  • Checkpoint-System: Seltene Speicherpunkte (z.B. Leuchtfeuer in Dark Souls), an denen die Spieler rasten – was allerdings alle normalen Gegner wiederauferstehen lässt.
  • Verzweigte Level und Abkürzungen: Die Spielwelt ist oft labyrinthartig verbunden; geheime Pfade und Abkürzungen verbinden Gebiete und belohnen Erkundung.
  • Minimalistische Erzählung: Die Hintergrundgeschichte (Lore) wird kryptisch vermittelt – z.B. durch Item-Beschreibungen und die Umwelt – statt durch lange Zwischensequenzen.

Diese Merkmale sorgen für das einzigartige Spielgefühl, das Fans so lieben​. Ein Soulslike will erarbeitet werden: Jeder Fortschritt fühlt sich verdient an. Dabei gilt das Prinzip Learning by DyingSterben, um zu lernen. Und genau hier beginnt die eigentliche Design-Philosophie.

Soulslike-Fact: Der Begriff Soulslike leitet sich von Dark Souls ab, das 2011 erschien. FromSoftware als Ursprungsstudio gilt bis heute als unangefochtener König des Genres – trotz zahlreicher Genre-Beiträge anderer Entwickler​.

Herausforderung und Fairness

Soulslike-Spiele sind berüchtigt für ihren hohen Schwierigkeitsgrad. Doch gute Soulslikes sind schwierig, aber fair. Die Spiele wollen den Spieler nicht schikanieren, sondern ihm beibringen, Herausforderungen zu meistern. Jeder Gegner hat ein Muster, jede Falle einen Hinweis – wer aufmerksam ist, kann aus Fehlern lernen. Dieses Prinzip des Scheiterns als Lehrmeister ist zentral. Der Spieler stirbt dutzende Male, doch mit jedem Game Over wächst sein Verständnis des Spiels. Diese zähe Ausdauer wird am Ende mit umso größerer Befriedigung belohnt, wenn ein zuvor unüberwindbar scheinender Boss endlich fällt.

FromSoftware-Spiele wie Dark Souls und Elden Ring bringen genau dieses Vertrauen ins Spieldesign ein: Sie vertrauen darauf, dass der Spieler mit Beharrlichkeit (und zur Not mit Hilfe anderer) am Ende siegen wird​. Hidetaka Miyazaki, Schöpfer der Reihe, verfolgt die Vision, dass jeder Spieler – unabhängig vom Können – ein Soulslike schaffen kann, solange er bereit ist dranzubleiben. Dieses Vertrauen spürt man als Spieler: Das Spiel gibt einem gerade genug Hoffnung, um es erneut zu versuchen. Die Community fasst es gerne in dem augenzwinkernden Motto “Git Gud” zusammen – was so viel heißt wie: „Streng dich an und du wirst besser.“ Hinter dem Meme steckt Wahrheit: Übung und Durchhaltevermögen sind der Weg zum Erfolg.

Warum das wichtig ist: Dieses Design fördert Resilienz und Erfolgserlebnisse. Spieler lernen, dass jede Niederlage Teil des Weges zum Sieg ist. Das Erfolgserlebnis nach stundenlangem Kampf – etwa wenn endlich ein Boss gelegt ist – setzt Endorphine frei und bleibt als Triumph in Erinnerung. Ohne Frust kein Lustgewinn: Soulslikes beweisen, dass Spiele frustrierend und extrem motivierend zugleich sein können.

Interessanterweise hat Miyazaki selbst einmal scherzhaft zugegeben, dass er „ziemlich schlecht in Videospielen“ ist und daher jede im Spiel verfügbare Hilfe nutzt. Selbst der Schöpfer greift also mal zu Gehilfen, Magie oder Koop-Partnern – ein Hinweis darauf, dass die Spiele nicht als elitärer Wettbewerb gedacht sind, sondern als persönliche Reise. Jeder darf seinen Weg finden, die Herausforderung zu meistern. Ob man alleine kämpft oder Mitspieler zur Hilfe ruft, ob man ein schwer gepanzerter Ritter oder flinker Magier ist – “Es gibt keinen falschen Weg, ein Soulslike zu erleben”, betonen Fans und Entwickler gleichermaßen. Wichtig ist nur, dass man nicht aufgibt.

Achtung Falle: Lass dich vom Ruf des Schwierigkeitsgrads nicht abschrecken! Soulslike-Neulinge fürchten oft, sie seien „nicht gut genug“. Dabei sind diese Spiele so designt, dass Geduld wichtiger ist als Reflexe. Jeder kann lernen, einen Drachen zu besiegen – auch wenn man dabei 20 Bildschirmtode stirbt.

Bosskämpfe als Höhepunkte

Bossgegner sind das Herzstück jedes Soulslike-Spiels. Diese epischen Duelle gegen gewaltige Ritter, Drachen oder Götterwesen sorgen für Adrenalin und bleiben im Gedächtnis. FromSoftware verfolgt bei der Boss-Design eine ganz eigene Philosophie. Jeder Boss soll mehr vermitteln als nur Angst und Schwierigkeit. Wie Schöpfer Miyazaki einmal erklärte, strebt er bei Boss-Charakteren nach Widersprüchlichkeit: „Nicht einfach nur furchteinflößende Feinde, sondern etwas Mehr, das man bei jedem Boss spüren kann“. So schwingt in manchem Kampf auch Melancholie oder Tragik mit. Ein Beispiel ist die Tänzerin des Nordwindtals aus Dark Souls III: Eine elegant schwebende, geisterhafte Rittergestalt – furchteinflößend, aber zugleich traurige Anmut ausstrahlend​. Dieses emotionale Spannungsfeld macht die Bossfights besonders eindrucksvoll.

Spielmechanisch dienen Bosskämpfe oft als Prüfsteine: Sie testen, ob der Spieler die Lektionen des vorangegangenen Levels gelernt hat. Hast du im verfluchten Sumpf geduldig Ausdauer-Management gelernt? Gut, dann verlangt der Sumpfboss genau das von dir ab. Viele Bosse haben mehrere Phasen – besiegt man ihre erste Gestalt, legen sie oft nochmal eine Schippe drauf. Das Überraschungsmoment ist garantiert: Kaum denkt man, der Gegner sei geschafft, erhebt er sich in neuer Form. Dieser nervenaufreibende Design-Trick hält Spieler auf Trab und sorgt für legendäre „Oh nein, es geht noch weiter…!“-Momente.

“Die wahre Prüfung eines Helden? Einen Boss zu bezwingen, der dich schon zehnmal ins Jenseits geschickt hat – und es dann noch ein elftes Mal versucht.”

Bosskämpfe sind nicht nur spielerisch, sondern auch audiovisuell die Höhepunkte: Dramatische Orchester-Musik setzt ein, der Arena-Schauplatz (eine Brücke über Lava? eine Kapelle unter blutrotem Mond?) schafft Atmosphäre, und der Boss selbst betritt oft mit einer filmreifen Inszenierung die Bühne. All diese Elemente folgen der Design-Philosophie: Der Spieler soll sich klein und verwundbar fühlen – bis er triumphiert. Dieser Wechselbad der Gefühle bleibt in Erinnerung. Kein Wunder tauschen sich Spieler rege über Taktiken aus, feiern ihre Siege in Foren oder leiden gemeinsam, wenn ein bestimmter Boss (Stichwort: “Ornstein & Smough”) mal wieder alle zur Verzweiflung treibt.

Welt & Level-Design: Verzweigte Pfade

Neben den Bossen ist das Level- und Welt-Design ein weiterer Grundpfeiler der Soulslike-DNA. FromSoftwares Spiele sind berühmt für ihre verschachtelten, clever verbundenen Welten. Anstatt linear von Level zu Level zu springen, fühlt sich die Spielwelt organisch an: Alle Areale fügen sich zu einem großen Gesamtbild zusammen, voller Abkürzungen und geheimer Verbindungen. Ein klassisches Beispiel ist Lordran aus Dark Souls: Anfangs ahnt der Spieler nicht, dass der Aufzug unter dem Feuerbandschrein ihn später direkt zurück zu diesem Startpunkt führen wird – eine geniale räumliche Verknüpfung, die ein Aha-Erlebnis auslöst, wenn man sie entdeckt. Solche Momente – eine Tür öffnet sich von der anderen Seite und man steht plötzlich vor einem vertrauten Lagerfeuer – erzeugen ein Gefühl von Welt statt bloßer Levelabfolge.

Gutes Level-Design in Soulslikes bedeutet, Hindernisse klug mit der Spielwelt zu verweben. Jeder Bereich hat ein unverkennbares Thema und Layout – Spieler können sich mentale Karten der Umgebung erstellen. Vom finsteren Blighttown-Sumpf bis zur strahlenden Anor-Londo-Kathedrale: Jede Zone hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Dabei ist Weltdesign mehr als nur Dekoration; es unterstützt das Gameplay. Clever platzierte Abgründe, verwinkelte Wege und strategisch gesetzte Gegnerpositionen fordern den Spieler, ohne unfair zu sein. Importantly, die Welt fühlt sich kohärent an: In Dark Souls kann man vom höchsten Turm hinabblicken und entfernte Gebiete erkennen, die man später besucht. Solche Sichtachsen geben Orientierung und Kontext in der Spielwelt.

Viele Konkurrenz-Titel versuchen, dieses Meisterstück nachzuahmen, scheitern aber oft an der Komplexität. Wie Game-Wisdom kritisch anmerkt, verkommen manche Soulslike-Klone zu einem Wirrwarr aus Korridoren ohne sinnvolle Verbindungen​. Dort führen Wege ins Nichts und ein Teleport-System soll fehlende Abkürzungen kaschieren – was jedoch nie so befriedigend ist wie das Öffnen einer echten Abkürzungstür. FromSoftwares Ansatz, Level-Design (Spielstruktur) und Environment-Design (Weltarchitektur) zu vereinen, bleibt unerreicht​. Diese Verschmelzung sorgt dafür, dass sich die Spielwelt glaubwürdig und dennoch spielerisch durchdacht anfühlt – ein Erfolgsgeheimnis des Genres.

Soulslike-Fact: Dark Souls ist berühmt dafür, eine der am besten verzahnten Spielwelten zu haben. Spieler staunen bis heute über die Architekten-Leistung, wie Bereiche übereinander liegen und shortcuts verbinden. Viele Metroidvania-Spiele werden in Sachen Weltaufbau mit Dark Souls verglichen – ein Zeugnis für dessen Einfluss auf Level-Designer.

Spielmechaniken: Risiko und Belohnung

Ein weiterer Aspekt der Design-Philosophie sind die Kern-Spielmechaniken von Soulslikes, die konstant Risiko gegen Belohnung abwägen. Bestes Beispiel: das Seelen-System (oder Blut-Echos, Erfahrungspunkte je nach Spiel). Jedes besiegte Monster bringt Seelen, doch wenn man stirbt, bleiben diese am Sterbeort liegen. Der Nervenkitzel: Schaffst du es zurück zu deiner Leiche, kannst du sie einsammeln; stirbst du auf dem Weg, sind sie endgültig verloren. Dieses System erzeugt einen ständigen Druck, weiterzukommen, aber auch die Angst vor Übermut. Laufe ich mit 20.000 Seelen weiter ins unbekannte Gebiet – oder kehre ich lieber zum sicheren Lagerfeuer zurück, um die Beute auszugeben? Die Design-Philosophie dahinter: hohes Risiko = hohes Spannungspotenzial. Die Spieler müssen sich ihre eigene Gier zügeln lernen. Wer alles riskieren will, erlebt herbe Verluste – aber die Spannung, mit knapper Not eine große Menge Seelen zu retten, ist unbezahlbar.

Auch das Kampfsystem folgt dem Motto Risiko vs. Belohnung. Jeder Schlag kostet Ausdauer, jede Parade muss perfekt getimt sein. Button Mashing führt unweigerlich zum Tod. Stattdessen belohnt das Spiel Geduld und Präzision: Den richtigen Moment abwarten, den einen schwachen Punkt im Angriffsmuster des Feindes erkennen – und dann zuschlagen. Viele Soulslikes bieten zudem verschiedene Spielstile: Schild und Schwert für defensivere Spieler, Zweihänder-Großschwerter für Mutige, oder Magie für Taktiker. Diese Freiheit ist Teil des Designs: Jede Strategie hat Vor- und Nachteile, und das Balancing ermutigt Spieler, ihren persönlichen Stil zu finden. Es gibt nicht den einen Weg, das Spiel zu „knacken“. Vielmehr entsteht der Eindruck, man meistert das System auf die eigene Art.

Achtung Falle: Nichts ahnend öffnet der Spieler eine scheinbar wertvolle Truhe – KLAPP! – schnappt diese zu und verschlingt ihn. Willkommen bei den Mimics, den ikonischen Monster-Truhen der Souls-Spiele. Lektion gelernt: Traue niemals einer Schatztruhe, bevor du sie nicht genau untersucht hast!

Eine weitere geniale Mechanik ist das Nachrichten- und Koop-System der FromSoftware-Titel. Spieler können kryptische Nachrichten auf den Boden schreiben („Vorsicht: Hinterhalt von links!“) und so anderen Spielern Hinweise geben – oder sie in Fallen locken, je nach Laune. Dieses asynchrone Multiplayer-Feature schafft ein Gemeinschaftsgefühl, selbst im Singleplayer-Erlebnis. Die Entwickler haben erkannt, dass geteiltes Leid halbes Leid ist: Sie lassen die Spieler ihre Erfahrungen austauschen – sei es durch Nachrichten oder durch das Beschwören von Helfern für Bosskämpfe. So wird die einsame Reise plötzlich zu einem kollektiven Abenteuer. Viele Soulslike-Neulinge sind überrascht, wie hilfreich und positiv die Community sein kann, trotz des hardcore-Rufs. Die Design-Philosophie hier: Spieler helfen Spielern, innerhalb der Welt und außerhalb. Es gibt zwar auch Invasionen (PvP-Eindringlinge, die in deine Welt kommen, um dich zu bekämpfen), doch selbst das passt ins Prinzip Risiko/Belohnung: Wer online auf Hilfe setzt, muss auch das Risiko eines feindlichen Besuchers akzeptieren.

Kurzum, die Mechaniken von Soulslikes sind fein abgestimmt, um den Spieler ständig kleine Entscheidungen treffen zu lassen, die über Leben und Tod entscheiden. Jede Heilung verbraucht einen begrenzten Trank – jetzt trinken und später vielleicht einen zu wenig haben? Jeden Gegner erneut bekämpfen oder am Lagerfeuer rasten (und damit alle respawnen lassen)? Diese dynamische Spannungsbalance fesselt die Spieler an die Welt, weil jede Aktion Konsequenzen hat.

Atmosphäre und Lore: Geschichten zwischen den Zeilen

Neben Gameplay und Levelstruktur glänzen Soulslikes durch ihre einzigartige Atmosphäre. Die Welten sind düster, mysteriös und oft postapokalyptisch auf eine Fantasy-Weise – eine untergegangene Zivilisation, in der der Spieler meist einsam umherwandert. Es gibt keine endlosen Dialoge oder ausufernden Zwischensequenzen, welche die Handlung erklären. Stattdessen setzen die Designer auf stille Erzählung: Die Geschichte (Lore) versteckt sich in Item-Beschreibungen, kryptischen Andeutungen von NPCs und visuellen Details der Umwelt. Diese subtile Erzählweise ist Absicht: Der Spieler soll die Welt selbst entschlüsseln.

Ein bekanntes Beispiel: In Dark Souls trifft man auf Solaire von Astora, einen freundlich gesinnten Ritter, der die Sonne anbetet. Warum er das tut und welche Rolle er spielt, erfährt man nur in Bruchstücken – es entfaltet sich jedoch eine tragische Geschichte im Hintergrund, die findige Spieler aus den Brotkrumen an Hinweisen zusammenpuzzeln. Theorie-Bildung wird zum Teil des Spielerlebnisses. Online diskutieren Fans eifrig ihre Lore-Interpretationen; es gibt zahllose Videos und Forenthreads, in denen die versteckten Bedeutungen der Spielwelt erörtert werden​. Dieser Effekt ist gewollt: Die Design-Philosophie hinter der kryptischen Story ist, eine Gefühl von Mysterium und Tiefe zu erzeugen. Jeder Gegenstand, jeder Boss hat einen mini-geschichtlichen Kontext, den interessierte Spieler entdecken können – wenn sie möchten. Wer nur kämpfen will, kann das tun, ohne die Lore zu beachten. Doch für jene, die eintauchen, offenbart sich ein Universum an erzählerischen Details.

Atmosphärisch setzen Soulslikes viel auf Audio und visuelles Storytelling. Die Stille in einem verfallenen Schloss spricht Bände – nur das Knistern eines fernen Lagerfeuers und das Knarren der Rüstung des eigenen Charakters sind zu hören. Plötzlich durchbricht ein entferntes Brüllen die Stille: Irgendwo erwacht ein Drache. Solche Momente erzeugen Gänsehaut. Die Welt wirkt lebendig, auch wenn sie größtenteils verlassen ist. Das Gefühl von Einsamkeit und Verlorenheit ist ein Stilmittel, das den Spieler tief in die Welt hineinsaugt. Wenn dann unerwartet ein freundlicher NPC auftaucht oder man ein sicher wirkendes Lagerfeuer findet, ist die Erleichterung spürbar.

“Die größten Geheimnisse findet man nicht in Questlogbüchern, sondern in den Schatten alter Ruinen.”

Interessant ist, dass Soulslike-Spiele oft große philosophische oder existenzielle Themen andeuten, ohne sie je direkt auszusprechen. Dark Souls etwa kreist um den Zyklus von Licht und Dunkel, Leben und Untod; Bloodborne streift kosmischen Horror und Wahnsinn. Die Spieler erleben diese Themen indirekt – durch das Spielgefühl, die Szenerie, die Gegnerdesigns – und genau das macht die Faszination aus. Interpretationsspielraum ist gewollt. Während andere Spiele einem alles vorkauen, behandeln Soulslikes ihr Publikum mit Respekt: Finde es selbst heraus, so die Devise.

Expertenmeinungen und Erfolgsgeheimnisse

Game-Designer und Experten loben Soulslike-Spiele oft für ihre kompromisslose Design-Philosophie. Viele Entwickler haben versucht, das Erfolgsrezept nachzuahmen, doch wie Branchenbeobachter feststellen, gelingt nur wenigen der perfekte Spagat​. Der Konsens: FromSoftware trifft mit seinem Design einen Nerv, den andere schwer replizieren können. Dazu gehört die herausragende Kombination aus forderndem Gameplay, einprägsamen Welten und detailverliebter Lore. Laut einem IGN-Review bedeuten die Souls-Spiele jedem Spieler etwas anderes – die einen lieben das PvP- und Koop-System, andere die tief verborgene Hintergrundgeschichte, wieder andere einfach die einzigartige Herausforderung. Diese Vielschichtigkeit ist ein Schlüssel zum breiten Erfolg.

Hidetaka Miyazaki selbst – inzwischen Präsident von FromSoftware und 2015 vom Time Magazine zu den 100 einflussreichsten Personen gewählt – bleibt der visionäre Kopf hinter diesen Spielen​. Seine Maxime der “Verbesserung durch Scheitern” prägt nicht nur die Spieler, sondern auch sein Entwicklerteam​. Miyazaki ermutigt dazu, im Entwicklungsprozess Risiken einzugehen und aus Fehlschlägen zu lernen – ein Ansatz, der in Zeiten riesiger Budgets nicht selbstverständlich ist. Doch genau dieses Prinzip, aus Fehlern Stärke zu ziehen, macht seine Spiele so bemerkenswert konsequent. Jeder Aspekt ist darauf ausgelegt, dem Spieler etwas beizubringen oder fühlen zu lassen. Sei es Frustration, Erstaunen oder triumphale Freude – Soulslike-Design zielt auf Emotionen ab, die über den Bildschirm hinaus nachhallen.

Spielejournalist Christian Nutt beschrieb die Boss-Design-Philosophie von Miyazaki mit Bewunderung: Der Schöpfer denke „unglaublich tief über jedes Element nach“ und wäge genau ab, was ins Spiel komme und wie es den Spieler beeinflusst​. Dieses akribische Design merkt man den fertigen Spielen an – kein Gegner, kein Level wirkt zufällig oder trivial platziert. Alles hat seinen Zweck in der Lernkurve des Spielers.

Am Ende sind es Exekution und Authentizität, die Soulslikes herausragen lassen. Die Spiele meinen es ernst mit ihrem Konzept. Statt dem Spieler künstlich zu schmeicheln, fordern sie Respekt ein – und gewinnen damit paradox die Liebe der Fans. „Es fühlt sich an, als würde das Spiel dich ernst nehmen“, sagen viele Spieler. Keine dynamischen Schwierigkeitsgrade, kein sanftes Händchenhalten: Soulslikes vertrauen darauf, dass du dich auf ihr Niveau begibst. Und diese Wette gewinnen sie – Millionen Spieler haben sich darauf eingelassen und eine einzigartige Form von Spaß darin gefunden.

Download-Tipp: Neugierig geworden? Hol dir unseren PDF-Guide “Soulslike für Einsteiger” mit weiteren Tipps, Hintergrundinfos und einer Spiele-Empfehlungsliste zum Genre.

Fazit

Die Design-Philosophie der Soulslike-Spiele zeigt, dass Videospiele weit mehr sein können als bloßer Zeitvertreib – sie können uns fordern, frustrieren, aber letztlich über uns hinauswachsen lassen. Für Gamer, eSportler und Konsolenspieler, die neu in dieses Genre eintauchen, mag der erste Kontakt einschüchternd sein. Doch wer sich auf die Soulslike-Erfahrung einlässt, erkennt schnell die Methode hinter der scheinbaren Grausamkeit. Jede Niederlage schärft die Sinne, jeder Sieg fühlt sich grandios verdient an. Die Mischung aus anspruchsvollem Gameplay, raffinierter Weltgestaltung und indirekter Erzählkunst formt ein Gesamtkunstwerk, das sich deutlich von anderen Spielen abhebt.

Mit analytischem Blick haben wir die Schlüsselelemente – von Bosskampf-Drama über Levelarchitektur bis Lernkurve – beleuchtet. Dabei wurde klar: Hinter jedem “You Died” steckt ein Lernmoment und hinter jedem Design-Entscheid eine Intention. Soulslike-Spiele sind nüchtern betrachtet rigoros designte Systeme, die den Spieler stählen. Aber sie haben auch Humor (man denke an die unzähligen Spieler-Notizen mit “Try jumping” an Abgründen), Herz und eine fast schon philosophische Ader.

Für Neulinge heißt das: Habt keine Angst vor dem Scheitern – es ist euer Lehrer. Diese Spiele bieten für jeden etwas – sei es das Erfolgserlebnis, einen scheinbar unschaffbaren Boss zu besiegen, oder die Entdeckung einer tief verborgenen Hintergrundgeschichte. Und am Ende, wenn der Abspann läuft und man auf die Reise zurückblickt, stellt man fest: Man ist nicht nur im Spiel stärker geworden, sondern hat vielleicht auch etwas über Geduld, Hartnäckigkeit und sich selbst gelernt.

In diesem Sinne: Praise the Sun – und auf ins Abenteuer! Viel Erfolg beim Sterben und Wiederaufstehen. Denn genau darum geht es in Soulslikes: Im Scheitern zu triumphieren.

Immer auf dem Laufendem bleiben

Du liebst gaming-insider.de? Dann melde dich für unseren Newsletter an.

You may also read!

Metroidvania – Das Genre im Überblick

Was ist ein Metroidvania?Metroidvania ist ein Computerspiel-Genre, dessen Name sich aus Metroid und Castlevania zusammensetzt. Charakteristisch sind dabei weitläufige,

Read More...

Sind Achievements noch zeitgemäß – oder nur Pixel-Trophäen?

Aufstieg der AchievementsAchievements – virtuelle Auszeichnungen fürs Spielvergnügen – gibt es offiziell erst seit der Xbox-360-Ära. 2005 stellte Microsoft

Read More...

Top 10 Strategiespiele, die dich fordern

Die Welt der Strategiespiele bietet geradezu endlose Vielfalt – von klassischen Aufbau-Simulatoren bis zu komplexen Kriegs- und 4X-Strategiespielen. In

Read More...

Leave a reply:

Your email address will not be published.

Mobile Sliding Menu