Immer wieder Ubisoft…
Nun ist es doch schon einige Zeit her, dass Ubisofts The Crew auf Konsolen erschienen ist. Damals wurde uns vieles versprochen und wie es in Ubisoft-typischer Manier in den letzten Jahren üblich ist, wurde uns zuviel versprochen. Die größten Kritikpunkte waren eine dümmliche KI, uninteressante Story und eine gigantische, aber langweilige, leer wirkende Welt. Was hat sich nun bei der zweiten Auskopplung, The Crew 2, getan?
Erste Eindrücke vermitteln ein gutes Geschwindigkeitsgefühl und wie es sich für ein Sequel gehört, ist alles größer, weiter, lauter. Ubisoft neigt leider dazu, neben Versprechungen die nicht eingehalten werden, viel zu schnell, viel zu viele Spiele auf den Markt zu bringen, die sich viel zu ähnlich sind. Zum Beispiel sind viele Missionssymbole auf den Minimaps von Watch Dogs, Far Cry und Assassins Creed einfach dieselben! Es bleibt jedoch nicht nur bei den Symbolen. Die Art der Missionen und Nebenbeschäftigungen fühlen sich in allen Spielen sehr ähnlich an.

Generell die Herangehensweise an die gerade so populären “Open World Games” könnte man Ubisoft kritisch unter die Nase reiben. Es ist schlicht immer dieselbe Formel.
Man nehme, eine beeindruckend große Spielewelt, befüllt sie mit 30 verschiedenen, sich immer wiederholenden NPCs, bastelt eine grundlegende Story, die den Spieler wie ein roter Faden durch die Spielewelt schleust und kotzt dutzende Missionstypen und Sammelgegenstände auf die Mini Map. Fertig, nächstes Spiel. Wenn man Pech hat, dann bleibt für die Optimierung der großen, aufwendigen Spielumgebungen wenig bis gar keine Zeit. Was Performanceeinbußen, riesige Day-1 Patches und stellenweise lachhafte Bugs mit sich bringt.
Wie sieht das nun in THE CREW 2 aus?
Leider genauso, wie man es sich vorstellt. Das befahrbare Gebiet ist riesig, die Ausawhl an fahrbaren Untersätzen ist ebenfalls beeindruckend. Aber darüber hinaus, ist es ein typisches Ubisoft-Spiel. Man wird mit sich wiederholenden Gameplay-Segmenten überschüttet und sieht vor lauter Missionen kaum noch die Minimap.
Das Online-Erlebnis ist solide und das Spiel macht auch durchaus Spaß. Die Steuerung und das Fahrzeugfeeling ist selbstverständlich gewohnt arcade-lastig und hat wenig mit Realismus zu tun. Aber das hat auch niemand erwartet.
Neben den üblichen Siegeserfahrungen im Sinne von “Juhu, ich bin Erster geworden.” – bleibt nur der ewig gleiche Gameplay-Loop. Sammle X Gegenstände, schließe X in vorgegebener Zeit ab, fahre von A nach B und sei dabei schnell genug, etc.
Ubisoft hat im Vorfeld viel Folgecontent für das Spiel versprochen, ob dem so ist, das werden wir sehen.

Lesson learned?
Nachdem sich Ubisoft in vergangenen Jahren ordentlich die Finger verbrannt hatte (grafische Downgrades beim ersten Watch Dogs, fehlender und sich wiederholender Content bei The Division, horrende Performance in Assassins Creed, …), haben sie durchaus wieder eine vielversprechende Richtung eingeschlagen. Die letzteren Assassins Creed Spiele liefen, nach dem ersten großen Patch, auf den meisten Plattformen, ganz passabel, es wurden keine Gameplayvideos mehr künstlich aufgehübscht, es gab massig Endgame-Content für The Division (jedoch zu wenig, zu spät) und Ghost Recon Wildlands – eben so wie Far Cry 5 – waren alles solide Einträge in Ubisoft’s Spielekatalog. Gerade die letzten beiden Games glänzten mit hervorragenden Gunplay und vielen interessanten Missionen.
Leider haben alle diese Spiele eines gemeinsam: sie spielen sich wie typische Ubisoftspiele. Alles ist im Grunde Assassins Creed in unterschiedlicher Aufmachung. Im Falle von The Crew 2 eben mit Autos. Bei Far Cry, The Divison und Wildlands mit Knarren.

Das ist natürlich meine persönliche Meinung, doch wer sich in Internetforen herumtreibt weiß, dass ich mit dieser Meinung nicht ganz alleine stehe. Auch wenn Ubisofts Spiele von Jahr zu Jahr etwas ausgefeilter, polierter und vor allem größer werden, der wirkliche Content wiederholt sich einfach viel zu oft. Items zu sammeln war mir in Sonic am Mega Drive schon schnell zu langweilig und spätestens bei Microsoft’s erstem Crackdown hatte ich die Schnauze voll davon. Ich und viele andere Gamer wünschen sich anscheinend “sinnvolle” Dinge zu tun. So große Spielewelten brauchen auch große Aufgaben.
Selbtverständlich sind diese Missionen und Quests “optional”. Aber wenn man schon für Inhalt bezahlt und der dann auch tatsächlich vorhanden ist (EA *hust*), dann sollte dieser Inhalt auch Spaß machen und nicht bereits seit vielen Jahren im Grunde immer das selbe in neuem Gewand sein. Selbstverständlich könnte man an dieser Stelle eine tiefergehende Diskussion über die sich immer wiederholende Natur von sämtlichen Formen von Kunst und Pop-Kultur führen. Tun wir aber nicht.
Fazit
Macht The Crew 2 Spaß? Ja, macht es und es sieht auch gut aus. Doch wer sich “frischen Wind” erwartet, der wird hier nicht fündig. The Crew 2 fühlt sich an wie sein Vorgänger. Nur von allem gibt es etwas mehr. Bleibt zu hoffen, dass Ubisoft in Zukunft nicht nur die Spielewelten immer größer gestaltet, sondern diese auch zu füllen weiß. Hier muss man fairer Weise aber erwähnen, dass sich Ubisoft zumindest bemüht hat. Viele neue Vehikeltypen (Flugzeuge, Speedboote, Motorräder) und unterschiedliche Missionstypen wie z.B. “Drift” zeigen, dass man es gut meint.
Bei The Crew 2 sind sich diesmal auch ausnahmsweise Zockergemeinde und Fachkritiker einig. Laut metacritic.com handelt es sich um ein durchschnittliches Spiel – in jedem Sinne des Wortes. Wenigstens steckt Ubisoft noch nicht ganz so tief im Dilemma, wie EA es tut.